Outrage Marketing in Höchstform
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Provokation, Einschaltquoten und ein brisanter Talk mit der AfD: Warum das mediale Drama kein Zufall ist
Ein an sich unspektakulärer Video-Call zwischen Tech-Milliardär Elon Musk und der AfD-Vorsitzenden sorgte jüngst für Schlagzeilen. Nicht etwa, weil das Gespräch auf Twitter besonders skandalträchtig gewesen wäre – im Gegenteil, es war eine sachliche Unterhaltung über eine Stunde lang. Doch kaum war das Gespräch vorbei, versuchte der Sender NTV in einem eigenen Interview mit provokativen Fragen und Unterstellungen für Furore zu sorgen. Die Rechnung ging auf: Innerhalb weniger Stunden schossen die Klickzahlen bei YouTube von 290.000 Abonnenten auf über 700.000 Views für den Beitrag. Ein Paradebeispiel für Outrage Marketing, bei dem es weniger um den Inhalt als um gezielte Empörung geht.
Der Fall: Wie NTV den Skandal inszenierte
- Der Video-Call: Elon Musk, Gründer von Tesla und SpaceX, ist für seine unkonventionelle Art der Kommunikation bekannt. Doch das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden verlief überraschend geordnet. Über Twitter diskutierte man rund eine Stunde lang diverse Themen – ohne Skandal, ohne Ausfälle.
- Das Interview: Direkt im Anschluss präsentierte NTV jedoch ein Interview, das nur ein Ziel zu haben schien: Provokation. Statt inhaltliche Fragen zu stellen, rückte der Sender das Gespräch in ein negatives Licht, insinuierte politisch brisante Untertöne und stellte Unterstellungen in den Raum.
- Die Resultate: Diese Taktik erwies sich – rein aus Marketingperspektive – als höchst erfolgreich. Durch die Empörung und das vermeintliche „Skandal-Potential“ wurde das Interview zum Klick-Hit. Auf dem YouTube-Kanal des Senders, der 290.000 Follower hat, erzielte man in nur wenigen Stunden über 700.000 Aufrufe.
Dieses Gespräch / Interview zwischen Elon Musk und Alice Weidel nahm NTV zum Anlass, um die eigenen Click-Zahlen zu verbessern.
Outrage Marketing: Was dahintersteckt
Outrage Marketing (oder Skandalmarketing) ist eine Kommunikationsstrategie, die bewusst auf Provokation und Empörung setzt, um Aufmerksamkeit zu generieren. Dabei sind folgende Aspekte zentral:
Gezielte Provokation
Indem bewusst zugespitzte Fragen, reißerische Schlagzeilen oder kontroverse Themen gewählt werden, löst man starke Emotionen aus – sei es Empörung, Neugier oder Abwehrhaltung.Schnelle Verbreitung über soziale Medien
Empörung eignet sich hervorragend für virale Verbreitung. User teilen den Inhalt, diskutieren kontrovers oder regen sich auf – was wiederum Algorithmen befeuert und weitere Sichtbarkeit schafft.Kalkuliertes Risiko
Für den Absender ist es ein Balanceakt: Gelingt die Provokation, steigen die Klick- und Einschaltquoten rasant. Daneben besteht jedoch das Risiko, das Publikum zu verprellen oder auf längere Sicht einen Imageschaden davonzutragen.Story statt Substanz
Oft überwiegt der mediale Eklat die eigentliche Substanz. Die inhaltliche Qualität des Beitrags tritt in den Hintergrund; stattdessen steht das Skandal-Element im Vordergrund.
Mit der provokanten Headline „Adolf Hitler war ein Linker – Alice Weidel im Gespräch mit Nikolaus Blome“ lockte NTV die User auf Youtube zum Besuch des Kanals.
Weitere erfolgreiche Beispiele für Outrage Marketing
Nike und Colin Kaepernick (2018)
Nike präsentierte eine Werbekampagne mit dem (ehemaligen) NFL-Quarterback Colin Kaepernick, der zuvor durch seinen stillen Protest gegen Polizeigewalt polarisiert hatte. In den USA spaltete diese Kampagne die Meinungen: Viele boykottierten Nike-Produkte, andere solidarisierten sich – Nike verbuchte dennoch einen enormen Anstieg des Markenwerts.Gillette – „We Believe: The Best a Man Can Be“
2019 veröffentlichte Gillette einen Werbespot, der das klassische Männerbild hinterfragte und stereotype Verhaltensweisen kritisierte. Während einige den Clip als wichtigen gesellschaftlichen Denkanstoß sahen, empfanden andere ihn als pauschalisierend und bevormundend. Das Ergebnis: hohe Aufmerksamkeit in den Medien und in sozialen Netzwerken.Burger King vs. McDonald’s
Immer wieder nimmt Burger King in seinen Werbekampagnen „freundschaftlich-feindliche“ Sticheleien gegen Hauptkonkurrent McDonald’s auf. Dieser lockere Schlagabtausch sorgt regelmäßig für mediale Berichterstattung und virale Posts, da beide Marken sich gegenseitig humorvoll provozieren.
Fazit:
Der jüngste Vorfall – ein sachliches Gespräch zwischen Elon Musk und der AfD-Vorsitzenden, das von NTV zum großen Skandal hochstilisiert wurde – zeigt, wie rasch aus einer gewöhnlichen Unterhaltung ein Medienspektakel werden kann. Der Sender hat sein Ziel aus Marketingsicht erreicht: Aufregung, Diskussion und hohe Klickzahlen. In einer Zeit, in der Aufmerksamkeit ein knappes Gut ist, ist Outrage Marketing für Medienhäuser, Unternehmen und Persönlichkeiten ein zunehmend beliebtes Mittel, um in der Flut an Informationen nicht unterzugehen.
Doch Achtung: Was kurzzeitig hohe Klickzahlen und Reichweiten bringt, kann längerfristig Glaubwürdigkeit kosten. Wer allein auf Provokation setzt, riskiert, als unseriös wahrgenommen zu werden – ein Balanceakt zwischen Viralität und Verantwortung.
Tip für Konsumenten
Beim nächsten vermeintlichen „Skandal“ lohnt es sich, zweimal hinzusehen und zu hinterfragen, ob die Empörung gerechtfertigt ist – oder ob wir alle nur Teil einer perfekt inszenierten Aufmerksamkeitsstrategie sind.
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